Dienstag, den 08.08.2017, Zometainfusion und Blogkommentare

Mein Leben mit Brustkrebs

Gestern war es wieder so weit. Ich erhielt die nächste Zometainfusion. Gleich als ich dort ankam, rannte der Chefarzt mir über den Weg. Er fragte mich gleich, wie es mir geht. Ich war verblüfft und nicht auf seine Frage gefasst. Ich sagte ihm dann, dass es mir sehr gut geht. Er wünschte mir weiterhin alles Gute. Als ich dann am Tropf sass, fielen mir die ganzen Fragen ein, die ich eigentlich gern noch beantwortet haben wollte. Aber leider kam es dann an diesem Montag nicht mehr zum Arztgespräch. Ich habe da wohl etwas zu schnell auf seine Frage nach meinem Befinden geantwortet. Ich werde versuchen bei meinen nächsten Termin ein Patienten-Arztgespräch zu führen. Als ich dann gestern wieder zu Hause war, musste ich mich erst einmal gleich hinlegen und ausruhen.

Heute geht es mir schon etwas besser.

Ich habe heute mal wieder die Plattform fisch + fleisch aufgesucht und bin dabei auf einen interessanten Blog von Claudia Braunstein gestoßen. Claudia ist für mich eine bewundernswerte Frau, die ich immer wieder gern lese.;

Krebs und pseudowissenschaftliche Empfehlungen

Ausschnitt aus dem Blog von Claudia Braunstein im letzten Jahr:

Obwohl ich mir schon vor längerer Zeit ein Verbot für eigenartige Krebs-Foren- und Facebookgruppen selbst auferlegt habe, kann ich es nicht wirklich lassen ab und an wieder einmal einen Blick in derartige Gruppen zu machen. So geschehen heute Morgen.
Eine Frau in den 30ern berichtet über die erschütternde Diagnose, sie habe hormonell bedingten Brustkrebs und während des Untersuchungs Marathons habe sich noch dazu herausgestellt, dass sie auch schwanger sei. Man hätte ihr zu einem Abbruch geraten und auch vermittelt, dass sie nach erfolgreicher Therapie ja immer noch schwanger werden könnte. Nun stünde sie vor der unvorstellbar schwierigen Entscheidung für oder gegen eine Fortführung der Schwangerschaft.
Was mich neben diesem sehr tragischen Schicksal genauso betroffen macht, sind diese unfassbaren Antworten und Empfehlungen die dieser Frau gegeben werden. Nicht nur die Einnahme von Aprikosenkernen, die unter manchen Alternativ Medizinern immer ganz gerne empfohlen werden, auch Cannabis wurde nahegelegt, Darmspülungen und positive Gedanken an den Tumor versenden. Aber der absolute Gipfel stellte für mich folgender Kommentar dar, *ach, meine Oma hatte auch Brustkrebs, die hat dann das Alu-Deo weggelassen und alles war weg. * Es wäre wirklich begrüßenswert, wenn das Weglassen von Alu-Deos eine sofortige und umgehende Heilung sämtlicher Karzinom Arten bringen würde. Dem ist aber leider nicht so, man weiß zwar um die Schädlichkeit von derartigen Deos, aber Heilung durch Weglassen ist medizinisch bisher meines Wissens nicht belegbar.

Ich frage mich, was denken sich Menschen bei solchen Aussagen, vor allem Neu-Patienten gegenüber, die noch unter dem Schock der Diagnose stehen, oft mit dem Thema Krebs noch nie befasst waren und für sich erst einmal lebenswichtige Entscheidungen treffen müssen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man in dieser Situation alle erdenklichen Möglichkeiten ausschöpfen möchte, um an möglichst viele Informationen zu kommen. Ich kann als Langzeit Überlebende und Betroffenen Begleiterin immer wieder nur darauf hinweisen, gerade in der ersten Akut Phase um solche Pseudo-Expertengruppen einen ganz großen Bogen zu machen. Intensive Gespräche mit Fachleuten und Einholung von Zweitmeinungen sind immer noch die beste Empfehlung. Das heißt nicht, dass ich Alternativmedizin gänzlich ablehne, im Gegenteil, als Ergänzung zur klassischen Medizin kann sie durchaus dienlich sein. Größte Vorsicht sollte man immer bei Laien-Empfehlungen die jenseits jeglicher Wissenschaft stattfinden, haben. Ja es gibt sie tatsächlich, die unerklärlichen Spontanheilungen und überlebenden Totgesagten, aber darauf würde ich mich nicht verlassen wollen.

Liebe Claudia, leider gibt es diese laienhaften Empfehlungen zu Tausenden im Internet. Leider habe ich mich manchmal auch schon im Strudel der Informationen im Internet verzettelt. Aber ich habe nun gelernt jetzt auf mich selbst zu achten und auf mein inneres Bauchgefühl zu hören. Leider ist das Problem, dass in der Akut Phase zu viele gut gemeinte Ratschläge auf einen einprasseln. Die erste Zeit nach der Diagnose war die schlimmste Phase meines Lebens für mich. Ich stand damals unter Schock und musste mir auch allerlei gut gemeinte Ratschläge anhören. Die taten mir in der Akut Phase überhaupt nicht gut. Ich musste mich in der Akut Phase erst einmal sammeln und einfach meine Krankheit annehmen. Von einen Moment auf den Anderen hat sich dadurch mein ganzes Leben verändert. Auch heute wirft mich das manchmal noch richtig aus der Bahn. Manchmal bin ich so völlig entsetzt, welche gut gemeinten Ratschläge ich von den “Gesunden” und manchmal von ebenfalls Erkrankten erhalte. Ich bin dann und war so manches Mal gekränkt. Ich konnte mich so manches Mal überhaupt nicht gegen solche Sprüche wehren. Aber jetzt habe ich Frieden damit geschlossen. Ich nehme diese “gut gemeinten” Ratschläge und Kommentare einfach nicht mehr so ernst wie früher. Ich nehme mir das nicht mehr so zu Herzen. 

Schön Andrea, dass du für dich einen guten Zugang in der Krankheitsbewältigung gefunden hast. Liebe Grüße Claudia


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Von AndreaVoss

Ich heisse Andrea Voß und wohne im Zietendorf Wustrau.

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